Keine Zeit? So kannst du deine Lernenden trotzdem unterstützen

20. Juni 2023 | von Sandra Bickel & Johanna Lippuner

Der Lehrstart ist für Lernende und Berufsbildner:innen eine aufregende Zeit und der Anfang einer wichtigen Beziehung. Diese Zeit ist aber auch anspruchsvoll. In diesem Beitrag beleuchten wir einige dieser Herausforderungen, zeigen, wie damit umgegangen werden kann und geben zum Schluss sechs konkrete Tipps.

Lernende kommen in den Betrieb und von einem Tag auf den anderen verlassen sie die relativ behütete Welt, die sie aus der Oberstufe kennen. Von ihnen wird jetzt erwartet, dass sie erwachsen und selbstständig sind. Sie müssen sich in ihre neue Rolle als erwachsene Personen einfinden und setzen sich intensiv mit ihrer eigenen Persönlichkeit auseinander. Zugleich ist die junge Generation in ihrem Leben durch Klimawandel, Krieg und Pandemie mit viel Unsicherheit und einer sich ständig verändernden Welt konfrontiert.

Dazu kommt noch, dass die Lernenden noch nicht voll auf ihre eigenen Fähigkeiten vertrauen, aber von allen Seiten Anforderungen an sie gestellt werden. Sie müssen Lehre, Berufsschule, Sozialleben und allenfalls Haushalt unter einen Hut bringen.

All diesen Rollen und Anforderungen gerecht zu werden, ist eine grosse Belastung und viele Jugendliche sind laut HR Today Blog damit überfordert. So überrascht es nicht, dass viele Lehrverträge wieder aufgelöst werden. SRF berichtet, dass im Jahr 2021 jede:r fünfte Schweizer Lernende einen Lehrvertrag aufgelöst hat.

Berufsbildner:innen fehlen Zeit und Ressourcen für die Unterstützung

Die neuen Lernenden haben also einen schweren Rucksack mit sich zu tragen. Damit sie trotzdem positiv ins Arbeitsleben starten können und ihren Lehrabschluss schaffen, wird von Berufsbildner:innen erwartet, dass sie die Jugendlichen auf ihrem Weg adäquat unterstützen. Das ist keine einfache Aufgabe. Denn oftmals sind weder die Ressourcen noch die Zeit vorhanden, um den Lernenden die Unterstützung zu bieten, die sie neben ihrer fachlichen Ausbildung eigentlich bräuchten.

Gerade Themen wie mentale Gesundheit oder soziale Kompetenzen kommen neben dem vollgestopften Ausbildungsprogramm meistens zu kurz. Trotzdem lagert sich der Unterstützungsbedarf der Jugendlichen in dieser Phase ihres Lebens zunehmend auf die Arbeitsstelle aus, da die elterliche Unterstützung und auch die Rückendeckung der Schule immer mehr wegfällt.

Diese Stützfunktion kommt jetzt den Berufsbildner:innen zu, die in sehr kurzer Zeit ein Vertrauensverhältnis zu den Lernenden aufbauen müssen.

Wie können Berufsbildner:innen ihre Lernenden trotzdem erfolgreich unterstützen?

Frühe und regelmässige Investitionen ins Training der Selbstkompetenz der Lernenden und die Sensibilisierung auf Themen wie mentale Gesundheit zahlen sich aus. Es stärkt die Lernenden langfristig und verhindert, dass solche Themen später zu grösseren Zeitfressern oder Konflikten werden.

Indem die Lernenden in Bereichen wie beispielsweise Motivation, Umgang mit Druck, Geben und Annehmen von Feedback oder Teamzusammenhalt gestärkt werden, könnt ihr gemeinsam eine positive Lehrzeit erleben.

Solche Trainings müssen nicht riesig sein. Auch wenn ihr täglich nur ein paar Minuten diesen Themen widmen könnt, ist das bereits ein toller Start! Zudem kann vieles bereits durch aktive Kommunikation vermittelt oder direkt in den bestehenden Arbeitsalltag integriert werden. Nachfolgend ein paar Tipps, die du direkt in euren Tagesablauf einbauen kannst, damit du deine Lernenden auch trotz knappem Zeitbudget unterstützen kannst.

6 Tipps, wie du deine Lernenden auf ihrem Weg unterstützen kannst:

  • Unterstütze die Lernenden im Umgang mit Druck, Unsicherheit und alltäglichen Herausforderungen: Betone regelmässig, dass sie mit Problemen auf dich zukommen können und ermutige die Lernenden, Fragen zu stellen.

  • Halte die Motivation hoch: Definiert gemeinsam Zwischenziele und feiert eure Meilensteine, wenn sie erreicht werden.

  • Fördere Selbstkompetenz: Gib den Lernenden schrittweise mehr Verantwortung und schaff ein Arbeitsumfeld, in dem auch Fehler zugelassen werden.

  • Stärke den Teamzusammenhalt zwischen den Lernenden und dem ganzen Team: Wie wär’s mit einem wöchentlichen gemeinsamen Mittagessen? Oder einem regelmässigen Austausch über aktuelle Arbeitsthemen in Zweiergruppen?

  • Schaffe ein stigma-freies Umfeld, in dem Themen zu mentalem Wohlbefinden proaktiv angesprochen werden: Zum Beispiel indem ihr einen Team-Workshop dazu veranstaltet, bei dem ein:e externe Expert:in über solche Themen spricht.

  • Sei ein Vorbild: Wie du deine Motivation für eure Projekte und die Begeisterung für eure Arbeit nach aussen trägst und dein eigenes mentales Wohlbefinden handhabst, leitet deinen Lernenden den Weg.

 

Willst du deine Lernenden noch besser unterstützen? Dafür haben wir ein Lernenden Programm entwickelt. Mehr erfährst du hier.

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